35 Jahre LKV, 30 Jahre Artothek

2019 wurde der Lauenburgische Kunstverein 35, die Artothek 30 Jahre alt. Zusammen ergaben sie die schillernde Zahl 65. Zeit, sich zur Ruhe zu setzen? Wohl nicht. Wir sind nicht in Rente gegangen, sondern haben mit einer bunten Mischung an Veranstaltungen das Jahr im Sinne der Kunst durchgefeiert. Wir haben die 65 zu einem Jubeljahr erkoren. So sind wir, keineswegs bescheiden. Irgendeiner muss vorangehen. Warum nicht die Kunst? Denn, um mit George Bernard Shaw zu sprechen: Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.
Was ist zu tun?
Kulturelles Handeln ist eine „List“, die ein Gegenbild zur gesellschaftlichen Wirklichkeit entwirft mit der Einladung, sich der eigenen Phantasie und des eigenen Verstandes zu bedienen und an dem Gegenbild weiter zu arbeiten. Es geht darum, Freiräume im Kopf zu schaffen, in denen das Neue, womöglich das Emanzipatorische entstehen kann. Eine fortschreitende Zivilisierung der Menschen ist nur über kulturelles Hinterfragen und Entwerfen möglich. Es muss anders werden, oder um mit Georg Christoph Lichtenberg zu sprechen: Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen: es muss anders werden – wenn es gut werden soll.
Wer mit der Kunst lebt, lebt bewusster. So lautet seit 35 Jahren unser Motto, und das Programm belegte diesen Anspruch. Kunst transformiert ihren Gegenstand, sie schafft eine neue Dimension, eine neue Realität. Sie ist die Insel der Imagination, die sich gegen die um sie herum wild brandende Wirklichkeit behauptet und ausbreitet – wenn wir uns Zutritt zu ihr erkämpft haben. Sie liegt auf der anderen Seite des Spiegels, man muss nur einmal hindurch springen. Sapere aude! Der Leitspruch der Aufklärung ist auch der Grundimpuls des kulturellen Schaffens. Literatur, Musik, Tanz, bildende Kunst, Theater, Film – all dies brauchen wir, nicht zum Überleben, sondern zum Leben.
Die vorliegende Broschüre dokumentiert die Veranstaltungen des Jahres 2019. Sie soll nicht nur zurückschauend verstanden werden, sondern als Ansporn, die Arbeit fortzusetzen. Der Verein ist nach 35 Jahren nicht müde zu betonen, dass Kunst in unserem Leben eine Sinnressource ist. Und dass wir trotz aller Widerstände immer wieder versuchen, diese lebensnotwendige Ressource den Menschen in der Region zur Verfügung zu stellen. Wir haben zwar keine Chance, wir werden sie aber nutzen.
An dieser Stelle ein Dank an alle, die zum Gelingen des Jubeljahres beigetragen haben, insbesondere an Regine Bonke, den spiritus rector der Veranstaltungen, und an Christian Egelhaaf, der die vorliegende Dokumentation gestaltet hat. Natürlich ist auch die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg hervorzuheben, die seit der Gründung 1984 den Verein unterstützt hat. Dafür danken wir.

William Boehart