36 Jahre Artotheksarbeit – ein Rückblick von Regine Bonke

Wir sind sicher, dass Regines Bericht auch Ihnen beim Lesen ein Lächeln ins Gesicht zaubern wird. Während der ersten Mitgliederversammlung in 2025 gab sie gesundheitsbedingt die Leitung der Artothek an Almuth Grätsch weiter. Da Regine selbst nicht anwesend sein konnte, tat sie dies mit einem Schreiben, das wir Ihnen nicht vorenthalten möchten:


Liebe Almuth, lieber Vorstand, liebe Mitglieder,

Haben Sie schon mal in einem Museum gefragt, ob Sie Ihr Lieblingsbild für eine Weile mit nach Hause nehmen dürfen
NEIN – Sie trauen sich nicht, weil Sie fürchten, Herzrhythmusstörungen bei der Direktorin hervorzurufen? Also dann gibt es doch nur eins: BILDER LEIHEN WIE BÜCHER.

Dieser Gedanke, hat uns bewogen, im LKV eine Artothek zu gründen. 1989, vor sechsunddreißig Jahren, haben Hiltrud Lübbert, Dr. Jörn Herold, Werner Burmester und ich 300 Künstler im deutschsprachigen Raum ausgewählt, sie in einem Bettelbrief angeschrieben, einen geeigneten Raum und Sponsoren gesucht, den Aufbau betrieben, Drucksachen erstellt, Öffentlichkeitsarbeit gemacht usw. usw.

Inzwischen kamen die ersten Briefe und Pakete mit Kunst, die bei Jörn Herold unterm Bett und bei Hiltrud Lübbert auf dem Schrank lagerten. Aus Wien schrieb ein Galerist immer nur von „Meister Hundertwasser“, Johannes Grützkes Sekretärin
schrieb, der Meister arbeite für die Menschheit und nicht für so einen popeligen Verein wie den unseren und Rainer Zimnik aus Bayern schickte uns 2 Graphiken und schrieb, wir sollten ihn nun in Ruhe lassen.

Am Ende hatten wir 230 Bilder, es wurden stabile Bilderrahmen angeschafft, alles wurde gerahmt und vom 25.April bis zum 26.Mai 1989 haben wir ganz Mölln unter Kunst gesetzt – 178 Bilder im Stadthaus, in der Vereins&Westbank, in der Raiffeisenbank und in der Kreissparkasse. Die eine Zeitung schrieb: „Ein Meilenstein in der Kulturgeschichte Möllns“, die andere schrieb. „hier bekommt man Bilder für 3 Mark“.

Auf jeden Fall konnte man ab Juni 1989 in einem winzig kleinen Raum, den die Stadt Mölln uns erstmal zur Verfügung stellte, im Wasserkrüger Weg 14 viele Bilder ausleihen. Wir organisierten Ausstellungen an verschiedenen Orten, die LN schrieben in loser Folge über die Schätze der Artothek, wir verfassten Artikel über Künstler der Artothek für den Kultur-Almanach, wir stellten Neuzugänge vor, machten Führungen für Gruppen in der Artothek. Denn der Begriff und die
Institution musste erstmal bekannt gemacht werden, wir bekamen auch schon mal einen Brief , der an „Herrn Artur Teck“ adressiert war.

Im Sommer 1991 konnten wir dann endlich in die Räume in der neuen Stadtbücherei in Mölln umziehen und alles ein bißchen schöner einrichten. Damals hatten wir ca. 300 Bilder, jetzt sind es über 600 Arbeiten von 260 Künstlern, die in wechselnden Konstellationen an lauenburgischen Wänden hängen. Fast 8000 mal haben wir Bilder ausgeliehen und dabei gesehen, daß Bilderleihen glücklich macht. Dazu die kulturpädagogische Arbeit, Ausstellungen und Öffentlichkeitsarbeit.

Weil ich von dem Grundgedanken einer Artothek, sich Bilder ins Haus zu holen, nach wie vor fest überzeugt bin, bin ich, bis auf eine kleine Unterbrechung, bis jetzt über 30 Jahre lang dabei geblieben.
Doch nun – und darüber bin ich sehr betrübt – muß ich mein Amt aus gesundheitlichen Gründen niederlegen.
Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich in vielfältiger Weise unterstützt haben, denn ganz alleine schafft man sowas nicht. Ohne die Anerkennung der Arbeit der anderen schmälern zu wollen, möchte ich hier Olaf Ohagen, Bill Boehart und Michael Packheiser, Christian + Sabine Egelhaaf und Sabine Mund-Schmidt für Fotos im Bestand, nennen, und Almuth Grätsch steckt auch schon mitten in der praktischen Arbeit.

Glücklicherweise übernimmt Almuth Grätsch die Verantwortung für die Artothek, Petra Laux kümmert sich um die Griffelkunst und weitere Helfer sind sehr erwünscht.
Es war für mich eine große Freude und Ehre, in dieser Weise für den LKV und alle Kunstliebhaber hier im Kreis arbeiten zu können.
VIVA ARTE VIVA!

Und zur Aufmunterung habe ich noch ein kleines Gedicht gemacht
(in Küchenlyrik frei nach Wilhelm Busch)

Zum 35jährigen Jubiläum der Artothek

Obgleich die Welten, wie sie waren,
Wohl manchmal etwas mangelhaft,
Hab’n wir vor 35 Jahren
was ganz Besond’res angeschafft.

Ein Bild wie Bücher zu verleihen,
das schien uns wirklich fast genial,
drum aus des Kunstvereines Reihen
entstand ein Bilderleihlokal.

Sie kennen’s unter andrem Namen,
aus Griechisch und Latein gebaut,
als „Artothek“ mit all den Rahmen,
so sind Sie heut damit vertraut.

In 35 langen Jahren
verlieh’n wir Kunst viel tausendfach
und haben stets dabei erfahren,
dass Bilderleihen glücklich macht.

So lange Herz und Auge offen,
Um Schönes hier bei uns zu seh‘n,
So lange, darf man freudig hoffen,
die Artothek wird fortbesteh‘n.

Regine Bonke